Ist die Abhängigkeit von China ein Fluch oder Segen für Deutschland?
von Natascha Vago
Fast drei Jahrzehnte galt es als eine Art Naturgesetz, dass Unternehmen dort produzieren, wo es für sie am günstigsten ist. Die Weltwirtschaft lief wie eine gut geölte Maschine, die täglich Abertausende Containerschiffe und Frachtflugzeuge um den Erdball schickte. Und selten gab es Regierungspolitiker in Deutschland oder Europa, die das in Zweifel zogen.
Nun ist alles anders. Corona hat der Welt vorgeführt, dass die enge, globale Verflechtung der Wirtschaft ihre Nachteile hat. Sie kann abhängig machen, vor allem ein Land wie Deutschland. Das ökonomische Band zwischen Deutschland und der Volksrepublik wird dünner. Selbst die hiesige Industrie fordert mittlerweile, selbstbewusster gegenüber China aufzutreten. Eine Fakten-Analyse zeigt, was ein Kappen der Beziehungen bedeuten würde.
Das ökonomische Band zwischen Deutschland und der Volksrepublik wird dünner. Selbst die hiesige Industrie fordert mittlerweile, selbstbewusster gegenüber China aufzutreten. Eine Fakten-Analyse zeigt, was ein Kappen der Beziehungen bedeuten würde.
China, das weiß jeder Vorstandschef in Deutschland, ist kein Standort wie jeder andere auf der Welt: Staatskapitalismus, geführt von einer knallharten Diktatur. Längst spielt die Regierung in Peking ihre wirtschaftliche Macht aus. Proteste gegen die schlechte Behandlung von Minderheiten? Werden unterdrückt. Kritik am Vorgehen in Hongkong? Wird nicht geduldet. Westliche Konzerne, auch deutsche, äußern sich kaum noch öffentlich zu solchen Vorgängen. Zu groß ist die Angst wirtschaftlicher Repressalien. Es ist eine Gratwanderung der Deutschen im Verhältnis zu China: „Wir dürfen in der Zusammenarbeit mit China nicht naiv sein. Wir müssen unsere eigenen Interessen aktiv durchsetzen“, sagt Dieter Kempf WELT. Der Präsident des Industrieverbandes BDI spricht von den hohen Zugangshürden für ausländische Unternehmen in dem Land. Davon, dass die Chinesen hier viel investieren und dabei nur selten in Hightech. „Kaum ein Land profitiert so sehr von internationalen Wirtschaftsbeziehungen wie Deutschland.“ Andererseits habe die Corona-Pandemie vor Augen geführt, welche große Abhängigkeit internationale Lieferketten schaffen würden. „Diese Abhängigkeiten zu verringern, ohne die Vorteile globalisierter Wirtschaft aufzugeben, ist jetzt die Aufgabe für viele Unternehmen.“